Wenn’s dir die Luft abschnürt - Gedanken einer rumänischen Tierschützerin 

Und dann kommt der Moment, da schnürt es Dir die Luft zum Atmen ab. Regungslos, machtlos - stehst Du da - mit tränenden Augen - nicht mal das kannst Du Dir erlauben, regungs-/machtlos zu sein - Du musst funktionieren - alleine - im Angesicht mit 70 Hunden - in deren Augen Du blickst - für die Du verantwortlich bist - die nur Dich haben - für die sich sonst niemand interessiert egal wie oft Du schon um Hilfe gefleht hast - die Tag für Tag Hunger haben - und Du weißt nicht mehr, was Du ihnen morgen zu Essen geben sollst - wie Du sie gesundheitlich versorgen sollst - der Kredit beim Tierarzt ist ausgeschöpft - Du wurdest benutzt, um den Rettungshelden beim hochgefeierten Retten zu helfen - weil sie wissen, dass Du nicht nein sagen kannst, weil Du nicht zulassen kannst, dass die Mama mit ihren sechs Welpen unversorgt zurück in die Gosse muss - weil Du weißt, dass Dein „Nein“ für den einen oder anderen Vierbeiner den sicheren Tod bedeutet. Ganz alleine stehst Du da, es schnürt Dir die Luft ab - regungslos zu sein geht nicht - also nimmst Du Dir die leeren Näpfe und versuchst aus Nix - für alle Essen zu machen - alle satt zu bekommen - willkommen im Leben einer rumänischen Tierschützern, die Tag für Tag alle ihre Hunde satt bekommen muss, sie gesundheitlich versorgen muss, ihr kleines notdürftiges Shelter in Schuss halten muss und versucht alles aus eigenen Mitteln zu finanzieren - alleine - da sie nicht medienwirksam auf allen Kanälen kommuniziert - weil sie schlicht und ergreifend keine Zeit dazu hat und ohnehin längst resigniert - weil ihr seit Monaten keiner hilft. Es schnürte uns die Luft ab - als wir sie, die Hunde, ihr Shelter und ihren kleinen, bescheidenen Hilferuf zugetragen bekommen haben - wir bringen Sonne - wo Hunde auf der Schattenseite sind.  

Oftmals die Realität 

Wer kümmert sich eigentlich um all die Hunde, die gerettet wurden und nun in Rumänien irgendwo unter Verschluss sind? Ende mit der Märchenstunde - willkommen in der Realität. 

Hunde retten - ganz großes Kino - es hört sich so fantastisch an. Wir haben xy Hunde gerettet. Doch was passiert mit all den geretteten Hunden? Zu schön wäre der Gedanke, dass sie frisch gerettet in einer fantastisch ausgestatteten Klinik vorgestellt werden, um gründlich untersucht und erstklassig versorgt, in das bereitstehende komfortable Tiertaxi steigen, um quasi postwendend von einer liebevollen Adoptivfamilie in Empfang genommen zu werden. Bei einigen wenigen mag das sogar nahezu zutreffend sein. Das Gros der fett angekündigten Geretteten landet jedoch erneut hinter Gittern - mit vielen anderen - und verbleibt dort lange, sehr lange, häufig sogar zu lange, über Jahre - bis eine zufällige Vermittlung - einem Sechser im Lotto gleicht. Sie sitzen fest, im Sog der Rettung. 

Die tätigen Tierschutzorganisationen rufen laut nach Spenden für Futter, medizinische Versorgung, Notfall hier, Notfall da - was auch sonst sollen sie tun in ihrer verzweifelten Situation, in der sie sich nun nach der großen, medienträchtigen Rettung befinden. Ach schau, die Rettung nach der Rettung ist ein Kraftakt ohne Gleichen! Tag für Tag möchten zig Mäuler satt werden, frisches Wasser und saubere Zwinger haben. Nun wird’s eng, die ersten Rettungspaten verschwinden, Futterpate zu sein ist ja auch weniger populär als Rettungspate zu sein. Im Bekanntenkreis hört es sich besser an darüber zu berichten einen Hund gerettet zu haben als einem Hund einen Monat lang das Futter gesponsert zu haben. Das Elend der Geretteten kommt in Gang - immer weniger Futter, kaum noch Gelder für medizinische Versorgung und irgendwann zieht sich auch der einst für seine riesige Rettungsaktion so gefeierte Verein ausgelaugt zurück. Erneut ein Hilferuf, erneut tritt ein Verein in Erscheinung und rettet die einst geretteten, wird gefeiert und - ihr ahnt es schon - der Kreislauf beginnt von vorn - nur das weitere Hunde dazu gekommen sind. 

Ja selbstverständlich sind Sterilisationen und Kastrationen medizinische Eingriffe mit Risiken - doch was ist die Alternative? Rettungen, um die Geretteten zu retten sicher nicht. Seriöse Vermittlungen gepaart mit durchdachten Kastrationskampagnen sind wirksame Maßnahmen, um nachhaltig Einhalt zu gebieten. Doch - wer möchte schon rumlaufen und erzählen - ich habe dafür gesorgt, dass ein Hund sich nicht vermehrt und keine süßen Welpen mehr in die Welt setzt. Richtig - ihr kennt die Antwort - willkommen in der Realität. 

Hilfe vor Ort  

Bei uns geht es nicht darum Hunde zu retten und mit ach und Krach nach Deutschland zu vermitteln - unser Ziel ist Hilfe vor Ort zu leisten, dass sich die Umstände derart verändern – das retten und nach Deutschland vermitteln gar nicht mehr notwendig ist.